Der mit den Fischen tanzt


„Warum habe ich so wenig gefangen…. und wieso?“.
So sind die Gedanken nach jedem Angeln.
Anfangs des Jahres sagt man sich ja noch,
„es sind ja noch genug Hegeangeln“; aber wenn das Jahr sich dem Ende neigt und die Angeltermine immer weniger werden, dann kommen die ersten Zweifel und eine gewisse Torschlusspanik macht sich breit.

Dabei scheint es doch immer so einfach….wenn das Wetter mitspielt!
Morgens aufstehen und mit einem guten Gefühl im Bauch zum Boot, schöne Stelle gesucht, …. gefunden und Festmachen!
Doch eh die Steckstangen in der Erde sind oder die Anker einen festen Sitz haben, sind auch schon die meisten Fische wieder davon geschwommen.
„Huuch!!“
man steht schräg und der Wind, der vorher noch nicht so stark schien, bläst das Boot hin und her und man versucht entweder in dieser misslichen Situation das Beste daraus zu machen, oder man versetzt das Boot einfach noch einmal.
„Na ja, lieber noch mal lösen, dann steh ich besser und die Fische kommen von alleine!“…..
Bis der Startschuss fällt.
Jetzt beginnt die Panik und mit Ihr kommt die Hektik
„Mist, ich muss ja auch noch ausloten??!!“
Innerlich rechnet man schon den Verlust der Fische aus, die man in der vertrödelten Zeit hätte fangen können.
“Drei Bleie wenigsten sind mir am Anfang entgangen!“ hört man nach dem Wettkampf des öfteren.
Das Boot ist nun endlich fest und in Windeseile werden die Ruten zusammengesteckt und die Montagen angeknüpft.
Dass dabei die Rute kaputt getreten wird, die man letztes Jahr von seiner Frau zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, nimmt man in der Eile kaum wahr oder gelassen hin.

Jetzt ist der Moment gekommen in dem einem der Gedanke durch den Kopf schießt:“wäre ich mal lieber im Bett geblieben!“ Aber die Gier nach ruhmreichen Plätzen ist doch bei jedem Sportler gleich.
Mit dem Angstschweiß auf der Stirn wird nun schnell das Lotblei an dem Haken befestigt und die Rute mit aller Kraft auf das Wasser geprügelt. Schnell die Pose in die richtige Position gezogen, noch einmal nachgelotet und dann kann es ja auch schon losgehen.
Made auf den Haken gezogen….“wo sind die Maden??? Verflucht die stehen ja noch im Kühlschrank!!“
Jetzt ist der Moment gekommen wo keiner mehr mit diesem Angler in Kontakt treten sollte, da dieser wahrscheinlich um sich schlägt.
Also nichts desto trotz, die Steckstangen lösen, Ruten wieder zusammenstecken und zurückrudern, Maden holen, Frustbier einhelfen und wieder raus.
Schnell festmachen, egal wie, Ruten raus, nicht mehr ausloten: “wird schon irgendwie stimmen…stehe ja fast an derselben Stelle wie vorhin. “
Made rann und etwas anfüttern.
Doch nach dem Lärm trauen sich die Fische eh erst wieder in einer halben Stunde zu dem Futterplatz. Also kann man erst einmal das Frühstücksbrot rausholen.
Biss!!!!
Das Brot wegschmeißen, die Angel in die Hand und anhauen.
Der Adrenalinspiegel steigt schlagartig so hoch an, dass man sein Herzschlag am ganzen Körper spürt.
„Hab ich doch gewusst, dass hier Fische sind.“
Der Anhieb hat gesessen und während des Drills rechnet man schon wieder, wie viele Fische man noch in verbleibenden Zeit fangen kann.
Also Kescher raus und langsam den Fisch in sein sicheres Ende schwimmen lassen.
Doch die Rechnung wurde ohne den Fisch gemacht.
Nach einer schönen 180 Grad Wende in die Tiefe und einem sehr unangenehmen Ruck in der Rute verzichtet der Fisch auf den Tod und wählt die Freiheit.
Es ist immer wieder interessant diese wohl bekannten Töne über den See zu hören.
Nach einem leichten Knall der Angesehne ertönt ein lautes Schreien oder Fluchen, bestehend aus Schimpfwörtern, Tiernamen, tierischen Lauten und manchmal sogar aus den Namen der eigenen Ehefrau.

Nachdem das Rote aus den Augen gewichen, die Krämpfe in den Händen gelöst und die Stimme sich wieder beruhigt hat, wird eine erste Untersuchung an der Rute vorgenommen.
„Genauso habe ich es mir doch gedacht…Ich wollte doch noch das Vorfach wechseln!“
Also neues Vorfach angeknotet, Made rann und wieder rein in das Wasser.
Nach drei Stunden und keinem einzigen Biss verspürt man einen leichten Appetit und sucht nach der am Anfang weggeworfenen Stulle.
Wo sollte die wohl liegen….sie klebt unter der rechten Schuhsohle des Gummistiefels mit dem schönen hohen Profil.
Eigentlich ja auch egal, denn in dem Kaffeepott, den man genüsslich trinkt, schwimmt ja auch schon ein Brei aus Anfutter, Maden und Caster.
„Woran liegt es denn bloß, dass ich keine Fische mehr fange? Es fing doch alles so gut an?!“
Also letzte halbe Stunde noch ins Flache fahren und das Beste hoffen.
Beim Herausziehen der Steckstangen natürlich noch eine im Wasser versenkt, dabei auf die Madenbox getreten, auf den Maden ausgerutscht und mit der linken Hand beim Abstützen alle anderen Ruten zerbrochen. Dabei sechs Carbon / Kohlefasersplitter a acht Zentimeter in den Unterschenkel eingearbeitet und noch alle Vorfächer in den Hintern gebohrt. Durch eine Schmerzdrehung in die falsche Richtung, fängt das Boot an zu wanken und es kentert.
Angelkiste, zerborstene Ruten, vermatschte Maden und ein vor Schmerz stöhnendes Etwas sinkt gemächlich in die Tiefe des Sees.
Totenstille !
Auf dem Boden des Sees angekommen versucht man sich von den Sehnen der gesunkenen und sich nun aufspulenden Angelrollen zu befreien und bleibt dabei im Ankerseil hängen.
Nach Luft ringend und endlich befreit schwimmt man schnell der Sonne entgegen, rann an das rettende Ufer und dann…...


......bin ich aufgewacht und liege schweißnass im Bett, es ist Vier Uhr Morgens und ich gehe zum Angeln….oder doch lieber nicht???

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