Funkelde Kinderaugen

Ein Tag im Sommer






Es ist fast schon wieder eine Ewigkeit her, als ich das erste mal mit Tony angeln ging. Damals hatte ich mir auf die schnelle ein Boot gekauft, das eigentlich garnicht das Wasser hätte sehen dürfen. Eine klitzekleine Nussschale, in der wir aber zu dritt rein passten.

Als ich dann ein Hecht an der Angel hatte, bekam Tony es mit der Angst zu tun. Besonders, als wir ihm weismachen wollten, es sei der große weiße Hai gewesen.
Damals glaubte er es uns noch.
Ab und an nahm ich ihn zum Angeln mit und er entwickelte sich sehr schnell zu einem guten Zuhören und konnte auch das theoretische schnell in die Praxis umsetzen.

Heute habe ich manchmal das Gefühl, ich könne noch was von ihm lernen.

Für ihn ist es natürlich das schönste, wenn er mit seinem Onkel mal angeln gehen kann.

Schule, auf die kleine Schwester aufpassen, Hausaufgaben und Freunde machen ihm es offtmals schwer noch eine Minute zu finden, inder er sich vom Alltagsstress entspannen kann und einfach die Seele baumeln lässt.

Da ist dann natürlich die Zeit an Bord für ihn immer wieder ein bleibendes Erlebnis. Und was mich angeht, glückliche Kinderaugen können schon so manches Herz erwärmen.



Sein erster und selbst gefangener Brassen... Die Pose hob sich langsam aus dem Wasser und ein erstauntes Gesicht schaute mich an. Ich muss zugeben, das mein Gesicht auch nicht besser aussah, da ich schon lange nicht mehr auf unserem See ein Heberbiss gesehen habe.

"Hau an " rief ich ihm rüber und sehr behutsam und fast schon Zeitlupengleich hob er die Rute aus dem Wasser. "Glück gehabt" dachte ich so bei mir; der Fisch ist gehakt.

Einem Zwölfjährigen Jungen in der Theorie zu erklären, wie man einen Fisch drillt ist wohl ein meilenweiter Unterschied zur Praxis.

Er schien sich aber alles wissenswerte wieder in der Kopf gerufen zu haben und drillte den Fisch mit der Note Eins an das Boot heran.

Na Gut, mit dem Keschern half ich ihm noch etwas!

Ich bin fast der Meinung, das meine Hände bei meinem ersten Fisch auch zitterten. Sein Adrenalin schien zu explodieren und die Augen...Freude, Glück, etwas alleine und ohne Hilfe geschafft zu haben. Oder kurz gesagt, in den Augen stand einfach nur "Boa ey!!"

Selbst der ekelhafte Nieselregen, schien keinen von uns mehr zu stören.
Nachdem er nun Blut geleckt hatte, war er für die nächsten zwei Stunden auch nicht mehr zu bremsen.
Klar sind Jugendliche anders, als wir Erwachsenen. Irgendwann bekam er dann doch Hummeln im Hintern und die Wackelei ging los. Das war dann auch die Zeit, die Zelte abzubrechen und den Tag ausklingen zu lassen.
Stolz wie Onkel Bolle präsentierte er dann noch den anderen Vereinsmitgliedern seine Tagesausbeute.


Eine Woche später hatten wir am See ein Hegeangeln an dem ich ihn wieder einmal mitnahm.
Er konnte erneut zeigen, was er die Jahre über gelernt hatte und holte seinen ersten Pokal.
Mein Glückwunsch, Tony

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